Mädesüß wird als pflanzliches Aspirin bezeichnet, da es Salicylate enthält, wodurch es Kopf- und Gliederschmerzen lindert und leicht fiebersenkend wirkt. Der süßlich vanillige Honiggeruch war auch der Grund dafür, weshalb die Kelten mit den Blüten von Mädesüß ihren Honigwein (Met) und Bier aromatisierten.
Inhaltsverzeichnis
Heilige Pflanze der Kelten
Ihr Volksname „Wiesenkönigin“ dürfte wohl eine Referenz an ihren Stellenwert sein, den sie für die Menschen früher hatte. Sie war für die Kelten heilig und eines der wichtigsten Druidenkräuter, die neben der Anwendung als schmerzlinderndes Heilmittel auch zur Abwehr des Bösen eingesetzt wurden. Dazu hat man sie büschelweise in den Dachboden von Haus und Stall gehängt.
Außerdem wurde Mädesüß auch zum Aromatisieren und Konservieren von Bier und Met (süßer Honigwein) verwendet. Hier kam unseren Vorfahren die schmerzlindernde Wirkung von Mädesüß wohl sehr zugute, um katerbedingte Kopfschmerzen zu verhindern. Der heute verwendete deutsche Name Mädesüß hat nichts mit süßen Mädchen zu tun, sondern bezieht sich möglicherweise auf die Verwendung im Met.
Das blühende Kraut wurde auch als stimmungsaufhellende Raumbeduftung benutzt, indem man es am Fußboden ausstreute, wo es beim darüber Laufen seinen lieblichen Duft entfaltete.
Aussehen und Vorkommen von Mädesüß
Das echte Mädesüß liebt Wassernähe. Bach- oder Seeufer, feuchte Wiesen und Moore sind seine bevorzugten Standorte in ganz Europa.
Es handelt sich um eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Rosengewächse, welche eine Höhe von bis zu 2 Metern erreichen kann.
Die vielen kleinen Blüten sind cremeweiß und in bauschigen, wolkenartigen Doldentrauben angeordnet (siehe Video weiter unten). Ihr angenehmer Geruch ist unverkennbar. Es ist eine Mischung aus Vanille, Honig und Bittermandel und vor allem am Abend sehr intensiv wahrnehmbar.
Die rot-braunen, rilligen Stängel tragen wechselständige, gefiederte Blätter. Es befinden sich sehr kleine Fiederblättchen zwischen den großen. Auffällig ist auch das dreilappige vorderste Fiederblatt. Auf der Oberfläche sind die Blätter dunkelgrün und kahl, auf der Unterseite etwas heller und beflaumt. Umrandet werden die Fiederblätter von feinen Zacken. Wenn man ein Blatt zwischen den Fingern reibt, macht sich der starke Arznei-Geruch von Methylsalicylat bemerkbar – eine Mischung aus Zahnarztpraxis und Rheumasalbe.
Inhaltsstoffe und Anwendungen
Das, was heute das Aspirin ist, war früher das Mädesüß – gemeinsam mit der Weide. Denn beide enthalten Salicylate, welche entzündungshemmend und schmerzstillend wirken. Mädesüß enthält gleich mehrere Stoffe, die entzündungshemmend wirken und ist daher eine mächtige Gehilfin gegen entzündliche Erkrankungen aller Art.
Eine traditionelle Anwendung von Mädesüß ist daher der Bereich der chronischen Entzündungen wie Gelenksentzündungen (Arthritis) oder rheumatischen Erkrankungen. Hier kommt auch ihre schmerzstillende Eigenschaft zugute.
Aber auch bei akuten grippalen Infekten wirkt sie gut. Vor allem gegen Kopf- und Gliederschmerzen, akuten Entzündungen und Fieber. In Kombination mit Holunderblüten und Lindenblüten hat man einen optimalen schweißtreibenden Erkältungs- und Grippetee. Wenn er auswurffördernd sein soll, wie bei Bronchitis, gibt man Thymiankraut und Königskerzenblüten dazu.
Für solche Verwendungszwecke ist es beim Mädesüß besser, die Blüten und Blätter vor Anwendung zu trocknen, denn dabei bilden sich noch mehr der wirkungsvollen Salicylate. Diese Salicylate wie Salicylsäure oder Salicin wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Sie sind auch in Weiden, v.a. der Weidenrinde enthalten. Diese Salicylate waren der Ausgangsstoff, aus denen unser heutiges Aspirin hergestellt wurde. Sogar der Name Aspirin leitet sich von einem früheren Namen des Mädesüß, nämlich Spiraea ulmaria oder Spierstaude her.
Ein weiterer Inhaltsstoff, das Vanillin setzt über das Einatmen glücklich machende Botenstoffe im Gehirn frei und eingenommen wirkt es auch entzündungshemmend, antioxidativ, antibiotisch und zellregenerierend. Früher hat man die Blüten in Weißwein gesotten und diesen Wein dann als Antidepressivum verabreicht. Es hieß, dass dieser Wein das Herz fröhlich stimme.
Flavonoide sind ein weiterer Wirkstoffkomplex im Mädesüß, der zusätzlich für die entzündungshemmende Eigenschaft der Pflanze verantwortlich ist.
Inhaltsstoffe auf einen Blick
- Salicylate wirken schmerzstillend, entzündungshemmend und fiebersenkend.
- Ätherische Öle wirken entkrampfend, antiseptisch und stimmungsaufhellend.
- Flavonoide wirken krampflösend, entzündungshemmend und antibakteriell.
- Gerbsäuren sind entzündungshemmend, antikarzinogen und wirken gegen Durchfall.
- Kieselsäure stärkt Nägel, Haut und Haare.
- Vanillin hat eine antimikrobielle sowie antioxidative Wirkung und dient zudem als Duftstoff.
- Zitronensäure ist ein natürlicher Geschmacks-, Geruchs- und Farbverstärker.
Wirkungen auf einen Blick
- entzündungshemmend
- schmerzstillend
- harntreibend
- krampflösend
- schweißtreibend und fiebersenkend
- antibiotisch
- zellschützend
- leicht blutverdünnend
- stimmungsaufhellend
Anwendungsgebiete auf einen Blick
- Arthritis, Gicht und Rheuma
- Erkältung, Grippe und Fieber
- Migräne und Kopfschmerzen – allerdings wirkt es hier nicht so schnell, das heißt bei akuten Migräneattacken hilft es nicht wirklich, eher bei Spannungskopfschmerzen. Bzw. wenn man immer zu bestimmten Zeiten zu Migräne neigt, z.B. um die Menstruation herum, kann man in diesen Tagen einfach schon vorher beginnen, vom Tee zwei bis dreimal am Tag eine Tasse zu trinken. Man kann es auch mischen mit Mutterkraut und Melisse.
- allgemeine Schmerzen: Wegen seiner schmerzmittelähnlichen Effekte kann Mädesüß grundsätzlich auch wie ein Schmerzmittel angewendet werden. Die Wirkung ist allerdings in der Regel schwächer.
- Nieren- und Blasenprobleme – in Kombination mit Birkenblättern
- Magenprobleme und Darmbeschwerden
- Wassereinlagerungen – schwere Beine
Wie nimmt man Mädesüß ein?
Mädesüß kann als Tee genossen werden. Dabei wird das blühende Kraut (Blüten und Blätter) am besten im getrockneten Zustand verwendet. Wie bereits erwähnt steigt beim Trocknen der Gehalt an Salicylaten. Der Tee schmeckt besser, wenn nur die Blüten verwendet werden, die in der Regel auch reicher an Wirkstoffen sind als die Blätter. Dennoch haben die Blätter auch ihren Wert und wenn man keine großen Mengen Mädesüß vorfindet, sollte man die Blätter nicht verschmähen.
Neben dem Einsatz als Tee, gibt es aber noch weitere Anwendungsformen – siehe weiter unten.
Zubereitung von Mädesüß-Tee
3 TL Blüten und Blätter (getrocknet) mit 500 ml siedendem Wasser übergießen und zugedeckt 10 ziehen lassen. Danach abseihen und dreimal täglich davon eine Tasse trinken. Bei Erkältungskrankheiten wäre es besser den Tee immer heiß zu trinken. Dazu wärmt man den Tee vor dem Genuss portionsweise wieder auf oder gibt heißes Wasser dazu. Man kann auch jede Tasse frisch zubereiten (ca. 1 TL auf eine kleine Tasse).
Gerne kannst du Mädesüß je nach Anwendung mit weiteren Heilpflanzen mischen. Bei viralen Infekten mit Fieber ist der folgende Tee zu empfehlen:
Grippe-Tee
Man mischt zu gleichen Teilen Mädesüß-, Holunder- und Lindenblüten. Von dieser Mischung übergießt man 3 TL mit 500 ml siedendem Wasser und lässt es 10 Minuten zugedeckt ziehen. Abseihen und über den Tag verteilt davon trinken. Gegebenenfalls vor dem Genuss erwärmen oder einfach heißes Wasser dazugeben. Es ist in Ordnung, wenn der Tee verdünnt getrunken wird.
Tipp: Wenn Husten dabei ist, gibt man außerdem Thymian und Königskerze ebenfalls zu gleichen Teilen in das Gemisch.
Wenn es bei Rheumaerkrankungen eingesetzt werden soll, mischt man Mädesüß mit den folgenden Kräutern:
Rheuma-Tee
Zu gleichen Teilen Mädesüßblüten, Holunderblüten, Goldrutenkraut und Löwenzahn (Blätter und Wurzel). 3 TL dieser Mischung mit 500 ml siedendem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Abseihen und über den Tag verteilt davon trinken. Dies macht man 3-6 Wochen lang. Wenn der Tee gut wirkt, fährt man nach einer Woche Pause mit der Kur fort.
Kopfschmerz-Tee
Die Mischung besteht zu je gleichen Teilen aus Mädesüß, Mutterkraut, Pfefferminze und Melisse. Wieder 3 TL der Mischung mit 500 ml siedendem Wasser aufgießen, zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen und danach abseihen. Dreimal täglich eine Tasse davon trinken. Wirkt gut bei Spannungskopfschmerzen.
Infused Water
Eine gute Idee vor allem für den Sommer ist Infused Water – Wasser mit natürlichem Geschmack aus Natur und Garten. Dafür legt man in einen Liter Wasser ein paar Zweige frische Kräuter, Obst- oder Gemüsestücke und lässt es 3 Stunden im Kühlschrank ziehen. Vor dem Servieren Eiswürfel rein – fertig. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Mädesüßblüten eignen sich durch ihren lieblichen Duft ganz wunderbar für einen stimmungsaufhellenden Drink. Man kann dasselbe auch mit Apfelsaft oder Weißwein machen.
Mädesüß-Oxymel
Diese Art der Tinktur ist vor allem für Kinder gut geeignet, weil sie ohne Alkohol auskommt. Stattdessen ist Oyxmel eine gesunde Mischung aus naturtrübem (Apfel-) Essig und hochwertigem Honig (traditionellerweise 2-3 Teile Honig und ein Teil Apfelessig; ich persönlich bevorzuge eine 1:1-Mischung). Mädesüß-Blüten und -Blätter werden in dieser Mischung für 2-4 Wochen angesetzt, dann werden sie abgeseiht und das Mädesüß-Oxymel in einer Glasflasche im Schrank aufbewahrt. Vor den Mahlzeiten wird ein Esslöffel Oxymel in ein Glas Wasser gerührt und getrunken. Die genaue Anleitung und weitere Informationen über Oxymel findest du in diesem Artikel inkl. Video.
Mädesüß in der Küche
Die vanillig duftenden Mädesüß-Blüten können sehr gut zum Aromatisieren von Süßspeisen eingesetzt werden. Die Blüten werden dabei in Flüssigkeiten wie Schlagobers (Sahne), Milch und Fruchtsäften für einige Stunden ziehen gelassen. Die Flüssigkeiten werden dann zu den unterschiedlichsten Desserts weiterverarbeitet. Ein Beispiel:
Mädesüß-Topfencreme
3 Blütendolden in 250 ml Schlagobers (Sahne) für 5 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen, dann abseihen. Das Schagobers mit 2 EL Honig aufschlagen und dann mit 250 g Magertopfen (Quark) gut verrühren. Das ergibt ein himmlisches und noch dazu sehr einfaches Dessert für vier Personen.
Mag. Sandra Exl hat ein abgeschlossenes Studium der Biologie, ist zertifizierte Heilfastenbegleiterin und Autorin des Buchs „Einfach Fasten“. Sie arbeitet als Redakteurin im Team von LPZ Publishing and Consulting LLC und schreibt über die Themen Heilfasten, Ernährung und gesunde Rezepte. Mit über 20 Jahren Fastenerfahrung und vielen beliebten YouTube-Videos über das Heilfasten ist sie im deutschsprachigen Raum eine der bekanntesten Fastenexpertinnen.